Bericht von Günter Peitz über die Gauwanderung am Sonntag, den 04. September 2016
Pfullendorf (gp) – Wer mit dem Schwäbischen Albverein (SAV) wandert, ob als Mitglied oder gern gesehener Gast, lernt immer dazu über Land und Leute, Flora und Fauna. Bei der jährlichen Wanderung rund um Pfullendorf, zu der der SAV-Bodenseegau die Mitglieder aller seiner zehn Ortsgruppen eingeladen hatte und an der fast 50 von ihnen – u. a. auch aus den Ortsgruppen Tettnang und Friedrichshafen – teilnahmen, hätte die Führung nicht kompetenter sein können.
Denn diese übernahm Hartmuth Dinter, Vorsitzender der Ortsgruppe Pfullendorf. Als ehemaliger Bürgermeister der ehemaligen Freien Reichsststadt, die heute als Industriestadt (Geberit und Alno) und Garnisonsstadt mit rund 14 000 Einwohnern noch immer „frei und reich“ sei, wie der Schultes a. D. anmerkte, war er ein erstklassiger und humorvoller Informant. Zusammen mit ihm und seinem Team erlebten die Wanderfreundinnen und -freunde auf einer 16,6-Kilometer-Rundtour um Pfullendorf die sanfte, von der Eiszeit geformte Hügellandschaft, in der sich wunderschöne alte Bauernhäuser hinter prächtigen Gärten verstecken. Gerd Müller (Wilhelmsdorf), Vorsitzender des Bodenseegaues, hatte vor Beginn an Petrus appelliert, das prognostizierte schlechte Wetter, das wohl etliche Mitglieder von der Teilnahme abgehalten hatte, bis 16 Uhr noch nicht hereinbrechen zu lassen – und er fand im Himmel Gehör.
Und so erreichte die gehtüchtige Schar bei bestem Wanderwetter Lautenbach, das weitläufige Dorf einer anthroposophischen Lebens- und
Arbeitsgemeinschaft, eine segensreiche Einrichtung, wie Hartmuth Dinter betonte, die sich um Behinderte kümmert. Zweimal im Jahr lädt die Gemeinschaft an Tagen der offenen Tür in ihre Werkstätten (Gärtnerei, Buchbinderei, Weberei und Betongegenstände) ein und bewirtet ihre Gäste im eigenen Cafe. Das wäre am Sonntag, als die Wandergruppe des Albvereins eintraf, eigentlich geschlossen gewesen, doch ihr zuliebe war es geöffnet. Der Ex-Schultes hatte alles gemanagt. Die Gemeinschaft ermöglicht übrigens Menschen von verschiedenen Kontinenten, ein soziales Jahr bei ihr zu verbringen.
Dass rings um Pfullendorf jede Menge Bäche murmeln, darunter auch der Andelsbach, der den Illmensee durchströmt, bekamen die Wanderer selbstverständlich auch mit. Aber nicht alle diese Wasser nehmen letztlich den gleichen Weg, denn bei Pfullendorf verläuft die Europäische Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. Davon abgesehen ermöglichte der Wandergruppe diese sanfte, abgeschiedene Landschaft den entspannenden Blick in die Weite – bis hin zur Bergkette der Alpen. Unterwegs kam sie an einer Zuchtstation für Schwarzwälder Kaltblutpferde vorbei, die sich mit lautem Wiehern aus offenen Stalltüren bemerkbar machten. Ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, der sogenannte „Hybridschweine“ heranzieht, die sich nicht
vermehren können, stieg unangenehm in die Nase. „Wenn die lüften, merken wir es auch in Pfullendorf“, erläuterte der Mann an der Spitze.
Wieder angekommen am Startpunkt, dem Geberit-Parkplatz, wirkte die Schar glücklich, aber auch nicht mehr taufrisch. 16,6 Kilometer auf Schusters Rappen sind schließlich kein Pappenstiel. Hubert Gessler, Albvereinsurgestein und mit 81 Jahren selbstverständlich noch von Anfang bis Ende dabei, erinnerte sich allerdings an frühere Touren, die doppelt so lang waren. Wie immer beim Albverein hatte aber auch diesmal wieder die Möglichkeit für weniger Gehtüchtige bestanden, eine kürzere Route zu wählen und für Rückfahrmöglichkeiten war bestens gesorgt. Zum Abschied dankte Gauvorsitzender Müller der Ortsgruppe Pfullendorf für die schöne Wanderung. Eine kleinere Teilnehmerzahl – bei früheren Gauwanderungen waren auch schon mal über 100 Wanderer dabei gewesen – sei auch nicht zu verachten. Qualität sei diesmal jedenfalls garantiert gewesen.